Am 01. August 1912 trafen sich auf Initiative von Fritz Imhof, bekannt als 'Hebammenfritz', in der damaligen Gemeindewirtschaft 'Schuhmann' (später dann 'Appel' und 'Schrammel') etwa 30 turnbegeisterte junge Männer, um einen Turnverein aus der Taufe zu heben. Das Gedankengut des Turnvater Jahn hatte von Mitte des 19. Jahrhunderts an zu zahlreichen Gründungen von Turnvereinen in ganz Deutschland geführt. So kam es auch nach längst gehegtem Wunsch zur Gründung des Turnvereins Langenprozelten.
Wie turnbegeistert müssen die damaligen Mitglieder gewesen sein!
Der Monatsbeitrag von 20 Pfg. bedeutete nach damaligem Wert mehr als die heutigen Mitgliedsbeiträge. Daneben wurden bei allen Versammlungen, die in der Anfangszeit einmal wöchentlich einberufen wurden, 'Kappensammlungen' durchgeführt.
Damit wurde der Kauf eines Barrens, eines Pferdes, eines Recks, Hanteln, Sprunggerät
und 2 Matten erspart.
Der 1914 beginnende Weltkrieg brachte die Tätigkeit des Vereins fast zum Erliegen.
Nach
Kriegsende jedoch wurde wieder geturnt, jetzt aber in der überdachten Kegelbahn des Gasthauses Büttner (heute: Goldener Anker). Vorsitzender war damals Edmund Ditterich, sein Nachfolger Gustav
Betz.
Als es dann in den 20er Jahren zur Gründung anderer sporttreibender Vereine kam, ließ der Turnbetrieb vorübergehend nach.
Fahrrad als Sportgerät
Einer dieser Vereine war der Radfahrverein.
Das Fahrrad war das erste technische Fahrzeug, das sich die breite Bevölkerungsschicht auf
dem Lande leisten konnte und das Möglichkeiten zum Wettstreit bot.
So kam es 1925 auch in Langenprozelten zur Gründung des Radfahrvereins 'Freiweg' unter Karl Kuhn. Es wurden weite Touren unternommen, allein der
Spessart wurde 16 mal überquert und Radfahrfeste besucht.
1928 erhielt anläßlich eines Vereinsfestes die Radfahrerstandarte ihre Weihe, bei der Emma Ruppert als Patin und der RV Goldbach als Patenverein
fungierten.
Als 1929 eine Saalmaschine beschafft werden konnte wurde besonders das Kunstradfahren geübt.
1925 war das Gründungsjahr des
Fußballvereins 'Eintracht'.
Gründungs- und langjähriger Vereinsvorstand war Josef Betz. Helle Begeisterung war um den 'König Fußball' entstanden.
Der Verein erhielt seinen Fußballplatz am Mainufer oberhalb des Gasthauses Betz.
Unter dem Einfluß des 'Dritten Reiches' erfolgte im Jahre 1935
im Gasthaus Engel die Verschmelzung der drei bisher genannten
Vereine zum TSV Langenprozelten 1912.
Vorstand wurde damals Max Zoller,
der die Vorstandsgeschäfte bis 1952 also 17 Jahre lang in Händen
hielt.
Wärend des 2. Weltkrieges kam der Sportbetrieb zum Erliegen und lief erst nach 1945 wieder
an.
Es kam zur Gründung der Tischtennis- und Schachabteilung im Jahre 1948.
In mühseliger Arbeit wurde ein Bergsportplatz oberhalb der Mainleite gebaut. Dieser erwies sich jedoch als zu abgelegen.
So wurde in den Jahren 1951/52 unter der Vorstandschaft des Ehrenmitgliedes Karl Imhof in
vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit eine neue Sportplatzanlage erstellt.
Unter seiner Regie konnte 1952 das 40-jährige Stiftungsfest gefeiert werden, bei dem ein beachtlicher Leistungsquerschnitt in den verschiedenen
Sportdisziplinen gezeigt wurde.
Mit über 300 Mitgliedern war der TSV der stärkste Ortsverein.
Karl Imhof hat sich besonders als Oberturnwart und langjähriger zweiter Vorsitzender große Verdienste erworben.
Nach seiner Amtszeit im
Jahre 1955 hatte der Verein die größten Schwierigkeiten einen Nachfolger zu finden.
Von da an wechselten die Vorstände jährlich:
von 1955-56: Wilhelm Haberberger
von 1956-57: Kilian Ruppert
von 1957-59: Theo Betz
von 1959-60: Hans Kraft,
...der bis zur Eingemeindung Langenprozeltens nach Gemünden auch das Amt des 1. Bürgermeisters innehatte.
50 Jahre TSV
In der Zeit von 1961-65 begleitete
Ehrenmitglied Sebastian
Höfling das Amt des 1. Vorsitzenden.
In seine Amtszeit fiel das 50 jährige Jubiläum des TSV im Jahre 1962. Im Rahmen dieses Festes konnte die Vereinsfahne eingeweiht
werden.
Sie symbolisiert auf der Rückseite die bis dahin 5 Abteilungen des Vereins.
Der Patenverein der
Fahne war der ESV Bavaria Gemünden und die Fahnenpatin Sieglinde Hofmann.
3 Tage Breitensport sowie ein großer Festzug bildeten den Rahmen des Festprogramms.
Turnhallenbau beschlossen
In der Hauptversammlung vom Mai 1963
wurde einstimmig der Bau einer Turnhalle beschlossen.
Initiator und Bauausschussvorsitzender war Gemeinderat Theo Betz. Ihm standen zwei wertvolle Helfer zur Seite,
als technischer Leiter Alfons Rüb und
als kaufmännisch-organisatorischer Leiter Franz Schiebel.
Im Juni 1964 bestritt der Vorsitzende Sebastian Höfling im Alter von 51 Jahren sein letztes Fußballspiel für den TSV. Wärend seiner Spielzeit
brachte er es auf 800 Einsätze.Er wurde niemals des Feldes verwiesen.
Am 20. August 1965 konnte endlich
unter dem neuen Vorsitzenden Hermann Höfling
mit den Vorarbeiten zum Turnhallenbau begonnen werden.
Die Erdarbeiten brachten gleich die erste Enttäuschung.
Schieber und Lastwagen versanken im total versumpften Gelände. Woche für Woche wurde die Lage hoffnungsloser, bis es unter Mühen gelang, um das Gelände einen Entwässerungsring zu legen.
Damit der Boden bebauungsfähig wurde, mußten etwa 650 to (etwa 35 Güterwagen) Schotter in die
Baugruben verstampft werden.
Die Schwierigkeiten wurden nicht zuletzt gemeistert dank der Bereitstellung von Baumaschinen, Geräten und Fahrzeugen durch die beiden Ortsfirmen Höfling und Imhof, die Firmen Brand aus Rieneck, Grümbel und Väth aus Gössenheim, Pfaff aus Gambach und Siebenlist aus Burgsinn.
Die schwierigen Maurerarbeiten führten in anerkennenswerter Zusammenarbeit die beiden
heimischen Ortsfirmen aus.
Im Finanzierungsplan mußten 100.000,- DM als Eigenleistung ausgewiesen werden.
Die Gesamtkosten betrugen 290.000,- DM.
Mehr als 320 Idealisten haben freiwillig am Turnhallenbau mitgearbeitet.
Die Grundfundamente wurden gefertigt, die Kanalisationsarbeiten ausgeführt, das Bauholz
gesägt, die Binder genagelt, das Dach aufgeschlagen und gedeckt.
Die restlichen Maurerarbeiten, die Spenglerarbeiten, die gesamten Verputzer und Anstreicharbeiten,
die Instalations- und Elektroarbeiten, die Fertigung der genormten Türen usw.,
all das wurde freiwillig ohne Gegenleistung ausgeführt.
Im Jahre 1968 kam es zur Gründung der Basketballabteilung
unter dem Initiator und Abteilungsleiter Erich Höfling.
1970 zählte der Verein 560 Mitglieder.
Hermann Höfling stellte sein Amt zur Verfügung.
Neuer 1.Vorsitzender wurde Kurt Rüb.
Kurt Rüb ist uns allen noch als sehr engagierter Vorsitzender in Erinnerung, der sein ganzes Leben in den Dienst des TSV stellte.
So konnte am 12. August 1967 die Turnhalle
ihrer Bestimmung übergeben werden.
Die kirchliche Weihe erfolgte durch Herrn Pfarrer Erich Höfling.
Besondere Verdienste erwarben sich die Veteranen
Leo Imhof, Wilhelm Schmitt, Rudolf Kraft und Josef Obert.
1970 war auch das Jahr des großen Hochwassers.
Die Turnhalle war vom Wasser eingeschlossen.
Tag und Nacht waren freiwillige Helfer im Einsatz,
um das Eindringen des Wassers in die kurz vor der Fertigstellung stehenden Kegelbahn zu verhindern.
Ohne die Mithilfe der Pioniereinheit aus Hammelburg wäre die Kegelbahn überflutet worden.
TSV wird 60
1972 feierte der Verein mit einer Reihe
sportlicher und geselliger Veranstaltungen sein 60 jähriges Bestehen.
Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 600 Mitglieder.
Im Rahmen eines Festkommers zeichnete der Vorsitzende Kurt Rüb verdiente Mitglieder für ihre
Treue zum Verein aus.
Bau des neuen Sportplatzes
Lange und zähe Grundstücksverhandlungen waren nötig, um im Jahr 1984 mit dem Bau eines neuen Sportplatzes oberhalb der Turnhalle beginnen zu können.
Den Verhandlungsführern Bürgermeister Kurt Völker und Franz Schiebel
gilt in diesem Zusammenhang ein besonderer Dank.
Nach einem Festzug mit Beteiligung der Ortsvereine konnte am 24. Mai 1986
auf dem Sportgelände die Einweihung mit einem Gottesdienst
des fussballbegeisterten Ortsgeistlichen Pfarrer Adolf Hartmann stattfinden.
Im Jahre 1989 verstarb der 1. Vorsitzende Kurt Rüb
völlig unerwartet.
Sein Nachfolger wurde Karlheinz Helfrich der dieses Amt
vier Jahre innehatte.
Von 1993-2008 führte Fritz Bils mit viel Engagement den Verein.
Unter seiner Regie wurde im Jahre 1995 mit dem Umbau
und der Sanierung der Turnhalle begonnen.
Umbau der Turnhalle
Die Gesamtkosten beliefen sich auf über 800.000,- DM.
Nach Abzug des Zuschusses von der Stadt Gemünden von 400.000,- DM, dem Zuschuss des BLSV von 138.000,- DM und einem Darlehen vom BLSV in Höhe von 69.000,- DM
musste der TSV über 200.000,- DM an Eigenleistungen und Eigenmitteln aufbringen.
Anlässlich des 85-jährigen Bestehens des Vereins konnte am 28. November 1997 die fertiggestellte Turnhalle von Pfarrer Edwin Erhard gesegnet
werden.
Die Schlüsselübergabe erfolgte durch den Architekten Georg Wiesinger.
Heute zählt der Turn- und Sportverein Langenprozelten deutlich über 900 Mitglieder wovon über
die Hälfte aktiv am Sportbetrieb teilnehmen.
7 Abteilungen machen deutlich, dass der Breitensport im Vordergrund
steht.
Da zahlreiche Protokolle und Aufzeichnungen des Vereins aus der Vergangenheit verschollen oder
verlorengegangen sind, kann dieser Rückblick keinesfalls den Anspruch auf Lückenlosigkeit erheben.
Der TSV bittet hiermit um Verständnis, wenn manche Begebenheit daher nicht oder nur lückenhaft wiedergegeben ist.
Erhard Höfling hat Bilder und Texte zusammengetragen und für die Internetseite des TSV
zur Verfügung gestellt.
Herzlichen Dank